Jeder Mensch verliert am Tag bis zu 100 Haare – manchmal mehr, manchmal weniger. Das fällt bei bis zu 150.000 Haaren auf dem Kopf auch nicht auf. Wenn es jedoch über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare täglich sind, wird der Haarausfall als krankhaft angesehen (Alopezie). Es gibt verschiedene Formen des Haarausfalls und dadurch auch viele mögliche Ursachen.
Arten von Haarausfall
Bürste mit vielen Haaren
Ist die Bürste nach dem Kämmen voller Haare, macht man sich Gedanken über Haarausfall.
Der vernarbende Haarausfall ist nicht sehr verbreitet und wird meist durch Entzündungen ausgelöst. Der kreisrunde Haarausfall kennzeichnet sich durch kleine, kahle Flächen an einer oder mehreren Stellen der Kopfhaut. Er kann aber auch an anderen Körperstellen auftreten und bis zum Verlust der gesamten Kopf -und Körperbehaarung führen. Der Verlauf lässt sich schwer vorhersagen und ist sehr individuell. Bei einem diffusen Haarausfall wird das Haar auf dem gesamten Kopf dünner und kraftlos. Es gibt zum Teil lichte Stellen, aber ein vollständiger Verlust der Haare an der gesamten Kopfhaut ist unwahrscheinlich.
Am häufigsten kommt es zu einem androgenetischen, also erblich bzw. hormonell bedingten Haarausfall. Er tritt vor allem bei Männern auf und äußert sich in einer diffusen Form. Dieser beginnt schon in jungen Jahren und schreitet kontinuierlich fort. Dabei reagiert ein bestimmtes Enzym empfindlich auf das Hormon Testosteron. Dadurch wandelt es das Testosteron in Dihydrotestosteron um. Die Haarfollikel, die für das Wachstum der Haare verantwortlich sind, verringern sich, bis sie letztendlich ganz absterben. Bei Frauen kommt der androgenetische Haarausfall aber auch vor, dann häufig in periodischen Zeitabständen. Er kann z.B. durch eine Umstellung der Hormone während der Wechseljahre, einer Schwangerschaft, Stress oder einem Pillenwechsel ausgelöst werden.
Die Ursachen für Haarausfall sind vielfältig. Er kann nicht nur durch genetische Komponenten, sondern auch durch bestimmte Medikamente, Vergiftung, Operationen, Mangelzustände oder auch durch Schwankungen im Normbereich der Hormone ausgelöst werden.
Die Behandlung des androgenetischen Haarausfalls kann medikamentös erfolgen. Bei Männern und Frauen kann eine Lösung mit dem Wirkstoff Minoxidil auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Sie muss allerdings dauerhaft angewendet werden und kann in Einzelfällen auch Auswirkungen auf den Blutdruck haben. Außerdem kann es speziell bei Frauen mit dunklem Haut- und Haartyp zu einem unerwünschten Flaum im Gesichtsbereich kommen.
Medikamente mit dem Wirkstoff Finasterid werden ausschließlich bei Männern eingesetzt. Diese verhindern die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron. Sie müssen ebenfalls dauerhaft eingenommen werden. Die Medikamente werden eigentlich bei gutartiger Prostatavergrößerung eingesetzt, stoppen aber oft den genetisch bedingten Haarausfall bei Männern. Allerdings kann es bei diesem Wirkstoff in Einzelfällen zu starken Nebenwirkungen kommen, darunter auch Erektionsstörungen und erhöhte Leberwerte. Die Nachfrage nach alternativen Therapien ist daher groß.
Die PRP-Therapie
Seit einiger Zeit bieten Dermatologen auch eine Therapie mit körpereigenem Plasma an. Die PRP-Therapie steht für „Plättchenreiches Plasma“. Dabei wird dem Patienten zunächst Blut entnommen und zentrifugiert. Das Plasma trennt sich von den roten Blutkörperchen. Im Plasma kommt es zu einer erhöhten Konzentration Blutplättchen mit Freisetzung von Wachstumsfaktoren. Das Plasma wird mit einer Pistole 2 bis 3 Millimeter tief in die Kopfhaut gespritzt. Eine Betäubung der Kopfhaut ist durch das schnelle, weitgehend schmerzlose und nicht tiefe Einstechen nicht notwendig. Das Plasma soll an den Haarwurzeln eine bessere Durchblutung und somit eine Stimulation der Haarwurzel bewirken und sollte daher im frühen Verlauf des Haarausfalls eingesetzt werden. Da keine Zusätze hinzugefügt werden, gelten Infektionen und allergische Reaktionen als unwahrscheinlich.
Die Therapie wird zunächst im Abstand von einem Monat dreimalig durchgeführt. Bei Erfolg wird nach sechs Monaten einmalig aufgefrischt. Allerdings ist die Studienlage noch sehr gering. In einer Analyse von bestehenden Kurzzeitstudien ergab sich eine Erhöhung der Haardichte um 12 bis 50 Prozent. Langzeitbeobachtungen fehlen. Bei fortschreitendem Haarausfall geht man von regelmäßigen Auffrischungsbehandlungen aus. Wie oft ist unklar.
Nach bisherigen Studien können vor allem der androgenetische und der kreisrunde Haarausfall mit der PRP-Therapie behandelt werden. Zudem ist die Behandlung im frühen Verlauf des Haarausfalls am erfolgreichsten.